Als Spielertrainer steht Patrick Keen (vorne, rechts) in Georgsdorf weiter auf dem Feld. Sein Vater Lambertus Keen (links) wechselte 1991 im gleichen Alter als Torjäger des Oberligisten Eintracht Nordhorn zum SV Wietmarschen in die Kreisliga.
Foto: Wilkens
Von Holger WilkensGeorgsdorf Diese Meldung hatte viele Fußballinteressierte gerade in der Niedergrafschaft überrascht: Am 19. November – und damit noch vor der Winterpause im Fußball – stellte der TSV Georgsdorf den erst 27 Jahre alten Patrick Keen aus Wietmarschen als Spielertrainer für seine Kreisklassen-Mannschaft der Saison 2020/21 vor. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 1,95 Meter große Stürmer bereits 16 Tore für den SV Wietmarschen in der Kreisliga geschossen, danach kamen noch zwei weitere hinzu und sein Heimatverein hatte als Tabellenzweiter noch gute Aussichten auf den erhofften Aufstieg in die Bezirksliga. Und dann der Wechsel in die 1. Kreisklasse? „Der Gedanke, früh als Trainer arbeiten zu wollen, war bei mir schon da“, erzählt Patrick Keen, „die Verbindung zum TSV Georgsdorf, wo ich 2015 ein Jahr gespielt habe, ist nie abgebrochen – und so kam eins zum anderen.“
Keen sagte nach guten Gesprächen beim TSV zu, will als spielender Trainer aber weiter auf dem Platz stehen. „Um das zu machen, brauche ich aber Kompetenz am Spielfeldrand; jemanden, der mich unterstützt“, weiß der 28-Jährige – und fand dieses Fachwissen in der Familie: Co-Trainer ist sein Vater Lambertus Keen, viele Jahre erfolgreicher Spieler beim damaligen Verbands- und Oberligisten Eintracht Nordhorn. „Wir ticken absolut gleich, was Fußball angeht“, sagt der 57-Jährige. Sein Sohn stimmt ihm zu: „Was den Umgang mit Spielern angeht, die Motivation, die Frage, wie wir spielen sollen: Da müssen wir nie diskutieren, da decken sich unsere Ansichten.“
Die ersten Wochen des gemeinsamen Engagements von Vater und Sohn Keen haben bereits gezeigt, dass die Zusammenarbeit wie erwartet funktioniert, betonen Beide. „Alle wissen, dass Patrick der Chef ist. Er macht die komplette Trainingsplanung und trifft die Entscheidungen“, betont Lambertus Keen. „Ich bin der zweite Mann und helfe da, wo Aufgaben anfallen.“
Erfolgreich im Eintracht-Trikot: Auch in der Oberliga-Saison 1990/91 ist Lambertus Keen treffsicher, schießt beim 2:2 gegen den TuS Celle beide Tore. Archivfoto: WestdörpEine neue Rolle für einen der bekanntesten und erfolgreichsten Grafschafter Fußballer der 1980- und 1990-er Jahre. Der in Adorf geborene Keen war nach seinem Wechsel aus Neuringe viele Jahre Leistungsträger und Goalgetter bei Eintracht Nordhorn. Er gehörte zur Mannschaft von Trainer Heinz Westerink, die er 1990 mit seinen Toren in die damals drittklassige Oberliga schoss. Zu seinen Teamkollegen zählten Franz Pley, Carsten Palstring, Dirk Scheffczyk, Gerd Möllerman, Berni Deelen und Rainer Beckemper. „Eine tolle Zeit“, erinnert er sich heute noch gerne. Der Klub war im Norden Deutschlands eine große Nummer, die Spieler waren überregional bekannt. Vor zwei Jahren erst hatte Keen in Münster Kontakt mit einem Polizisten, der den Wietmarscher aus der Nordhorner Fußball-Zeit kannte. „Das macht einen immer noch ein bisschen stolz“, gibt er zu.
Im Sommer 1991 ging Keen zum SV Wietmarschen und wurde Spielertrainer in dem Klub des Ortes, in dem er damals wie heute mit Frau Ingrid lebt. Er war damals 28 Jahre alt – und auch damals überraschte dieser Schritt für viele Fußballinteressierte.
Trotz seiner großen Erfahrung im Fußball: Der Assistenten-Job in Georgsdorf sorgt für neue Perspektiven. „Auch ich kann noch viel von der Trainingsarbeit junger Trainer und ihren Methoden lernen“, sagt er und betont: „Patrick und ich profitieren voneinander.“ Beim TSV Georgsdorf , der in der vergangenen Saison in der 1. Kreisklasse nicht über Platz zehn hinausgekommen ist, wollen die beiden Keens dazu beitragen, dass der Klub mittelfristig wieder erfolgreicher ist. „Wir sind ambitioniert, wir müssen nicht im nächsten oder übernächsten Jahr aufsteigen“, sagt Patrick Keen. Ihm sei es zu Beginn seiner ersten Trainerengagements vor allem wichtig, seine Ideen vom Fußball zu vermitteln und im Klub einzubringen. „Der Erfolg kommt dann von ganz alleine“, ist er sich sicher. Mit vielen Toren will der neue Spielertrainer dazu aktiv beitragen. Der Spielerpass von Papa Lambertus liegt hingegen weiter beim SV Wietmarschen, darüber hinaus gehört er als Gastspieler zur Ü 50-Truppe des SV Eintracht, die an Niedersachsen-Meisterschaften teilnimmt. Dann stürmt er fast wie früher, im roten Trikot an der Seite von Palstring und Co.
Mit 18 Toren war Patrick Keen bester Torschütze in der Kreisliga. Foto: Wohlrab
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