2021.09.02: Beim „Bauerngolf“ in Georgsdorf ist Geschick gefragt
Von Sascha Vennemann



Die Ziele beim Golfsport sind einfach: Der kleine Ball muss mittels eines Schlägers in Loch befördert werden. Dazwischen: Rasen, Sand, Wasser – oder im Fall von Bahnen- oder Minigolf auch einige andere Hindernisse. Eine besondere Unterart dieser Sportart gibt es seit mehr als 15 Jahren in Georgsdorf: Auf einer mehr als ein Hektar großen und an den Bürgerpark angrenzenden Fläche mit gepflegtem Rasen und kleinen Wäldchen, kann das so genannte „Bauerngolf“ gespielt werden. Was einst als Jux für die jüngeren Besucher eines Dorffestes gedacht war, hat sich mit viel ehrenamtlichem Engagement schnell zum Freizeitspaß-Renner der Gemeinde und des Sportvereins TSV Georgsdorf 1958 entwickelt.

Marianne Roovers wirft einen Blick auf die Runde, die sich heute auf dem Platz versammelt hat. Es sind Helfer des TSV Georgsdorf, die das Gelände das Jahr über in Schuss halten. Sie mähen den Rasen, bessern die Lochbahnen aus, schneiden Bäume und Büsche und sorgen für Ordnung. Zum Spielen selbst kommen sie selten. Deswegen erklärt Marianne Roovers, die sich seit vielen Jahren zusammen mit Hermine Glüpker und Hermine Winkler ehrenamtlich um die Gäste des Platzes kümmert, noch einmal die Regeln.

„Es werden zwei Gruppen gebildet, die dann farbig gekennzeichnete Nummern zum Umhängen bekommen“, ruft sie den Gästen zu. „Das kennt ihr sicher vom Kloatscheeten!“ In der Hand hält Roovers einen der Golfschläger: einen etwa hüfthohen Holzstab, an dessen Ende ein Holzschuh, auch als „Klompen“ bekannt, in Kindergröße angebracht ist. „Die wichtigste Regel ist eigentlich, dass ihr zu dem, der gerade spielt, genug Abstand haltet.“ Demonstrativ holt sie Schwung - denn den braucht man schon, will man den Ball, der etwas kleiner als ein Handball ist, mehr als nur ein paar Meter weit „wegtreten“.



Mischung aus Minigolf und Kloatscheeten
Jede Mannschaft bekommt einen Schläger und einen Ball sowie ein Klemmbrett mit den Spielregeln, auf denen auch die Schlaganzahl pro Loch notiert wird. Gespielt wird abwechselnd den Nummern nach. Dabei ist immer die Gruppe an der Reihe, deren Ball noch am weitesten vom Ziel, dem Loch, entfernt liegt. Auch das kennt man vom „Kloatscheeten“, wo immer der zurückliegende Kloat gespielt wird. Gewonnen hat die Gruppe, die alle zehn Löcher mit der geringsten Anzahl an Schlägen erreicht.

Die großen Golfbälle müssen also in ein großes Loch. Davon gibt es insgesamt zehn Stück auf dem Georgsdorfer Gelände. Sie bestehen aus ebenerdig in den Boden eingelassenen Eimern. Damit man sich an die Handhabung von Ball und Schläger gewöhnen kann, ist „Loch 1“ ohne zu überwindende Hindernisse zu erreichen. Aber auch das stellt die Spieler schon vor erste Herausforderungen. Wie trifft man einen Ball am günstigsten mit dem Holzschuh-Ende, damit er möglichst gerade zum Ziel gelangt?

Der erste Spieler holt aus. Mit einem dumpfen Geräusch klatscht der Klompen gegen den Ball, der hüpft und springt in Richtung Ziel, zieht aber definitiv nach links zu einem Gebüschwall. Der gegnerischen Mannschaft gelingt ein besserer Schlag – Mannschaft eins ist wieder dran. Nach zwei, drei weiteren Schlägen landet der erste Ball im Eimer, zuvor ist jedoch beim „Putten“ direkt am Loch Gefühl gefragt. Das erforderliche zartes Stupsen mit Holzschuhen will gelernt sein.

Von Loch zu Loch durch Hindernisse
Auf den nächsten Abschnitten des Platzes folgen dann die ersten Hindernisse: Mal muss der Ball auf einem Waldweg durch einen Fußball-Aufsteller mit Durchlass bugsiert werden, mal durch einen umgedrehten Fahrradständer. Auf der Nachbildung einer Kegelbahn gibt es Extra-Punkte für umfallende Kegel, es geht durch Betonrohre und Hürdenhindernisse, sogar über eine kleine Brücke. Hier erinnert das „Bauerngolf“ wieder mehr an „Minigolf“ – nur viel größer. Die Hindernisse setzen sich aus Materialspenden von Privatmenschen und Unternehmen zusammen, oder sie wurden von TSV-Mitgliedern gebaut und ausgebessert.

„Bauerngolf stammt aus den Niederlanden“, erklärt Marianne Roovers. Bei einer Radtour mit ihrer Familie in den Niederlanden entdeckte sie einen Milchbauernhof, der es anbot. „Da spielte man auf den Feldern der Kühe, querfeldein und ohne Hindernisse“, erinnert sie sich. Aber die Idee an sich gefiel ihr so gut, dass sie dem Landwirt prompt zwei Schläger und zwei Bälle abkaufte. Beim Georgsdorfer Dorffest 2005 gab es dann die Premiere mit zwei, drei Löchern. Das Ganze erwies sich als so beliebt, dass das Gelände schließlich erweitert wurde und sich die „Bauerngolf“-Begeisterten dem örtlichen Sportverein als offizielle Unterabteilung anschlossen, auch wenn in Georgsdorf keine Wettbewerbe oder Turniere ausgetragen werden.

Nach Voranmeldung mit Verpflegung
In etwa zwei bis drei Stunden – je nach Spieltempo – können die zehn Löcher absolviert werden. Für größere Gruppen bieten Roovers und ihr Team nach rechtzeitiger Anmeldung gegen Aufpreis auch eine Kaffeetafel mit selbst gebackenem Kuchen an. Dafür wurde ein überdachter Bereich am Platzeingang angelegt. Ein Toilettencontainer, ein Küchencontainer und ein altes Kassenhäuschen als Materiallager gehören zum Platz, ebenso wie eine alte Bushaltestelle mit Bank zum Ausruhen und eine von TSV-Sportlern gebaute Schutzhütte. Eine Runde „Bauerngolf“ kostet für Erwachsene 4 Euro, für Kinder 3 Euro. Das eingenommene Geld kommt der Jugendarbeit des TSV Georgsdorf zugute, Betreuung und Instandhaltung des Platzes erfolgen ehrenamtlich.

„Früher hatten wir vielleicht zwei oder drei Gruppen pro Monat, die zum Spielen hierher kamen“, erinnert sich Marianna Roovers. „Heute sind bereits zum Beginn der Saison viele Wochenendtermine komplett ausgebucht. Spontanen Anfragen müssen wir häufig eine Absage erteilen.“ Auch in diesem Jahr ist der Platz an den Wochenenden bereits praktisch ausgebucht, allerdings kann auch an jedem anderen Tag der Woche gespielt werden, wenn die Bedingungen stimmen: „Gespielt werden kann nur zwischen Anfang Mai und Anfang Oktober, nur tagsüber und bei ausreichend gutem Wetter“, sagt Roovers. In seltenen Fällen hätte sie dann auch Gruppen noch kurzfristig absagen müssen.

Die Beliebtheit der ulkigen Golf-Variante freut sie – schließlich war sie es, die sie aus den Niederlanden nach Georgsdorf importierte. Geöffnet hat der Platz nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung unter 0174 3760427. Weitere Informationen zum Bauerngolf sind auf der Internetseite des TSV Georgsdorf unter www.tsvgeorgsdorf.de zu finden.

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